Rezension: Spuren in die Vergangenheit

Im Frühling 2023 wurde das Debüt von Elke Wilkens ‘Spuren in die Vergangenheit’ veröffentlicht. Liebe auf dem Land trifft friesische Geschichte.

Lisa Johannsen ist die Protagonistin der Geschichte. Sie hat einen Großteil ihres Lebens mit ihrem Freund in Köln gewohnt. Als die Beziehung zu Ende war, zog Lisa zurück in ihre alte Heimat. Zur Zeit der Geschichte (Frühling 2013) wohnt sie bereits drei Jahre in Reepsholt. Lisa interessiert sich für das naturnahe Leben und ihre Heimat. Bei einem Spaziergang lernt Lisa den pensionierten Geschichtslehrer Jan kennen, der sich sehr gut mit der lokalen, friesischen und heidnischen Geschichte auskennt. Weil Lisa seine Geschichten liebt, kommt es zu vielen Begegnungen, wobei Lisa auch den Sohn des Geschichtslehrers kennenlernt. Lisa mag ihn von Anfang an. Auch der Sohn kennt sich mit der friesisch-heidnischen Geschichte aus...

Spuren in die Vergangenheit ist ein Groschenroman mit historischem Tiefgang. Der rote Faden in diesem Roman ist die Liebesgeschichte von Lisa, die mit Jan und seinem Sohn Arne die friesisch-heidnische Geschichte erkundet. Die Romanform ermöglicht eine künstlerische Freiheit, in der Wilkens die friesische Geschichte aus einer anderen Perspektive betrachten lässt. Es ist die Geschichte der Verlierer, also die Geschichte der mittelalterlichen Friesen aus heidnischer Sicht. Aus dieser Zeit fehlen meist die Primärquellen. Die von Wilkens beschriebene Ehe von Geva von Westfold und Widukind wurde zum Beispiel erstmals vier Jahrhunderte später in der Braunschweigischen Reimchronik erwähnt. Den Spruch ‘lieber Tod als Sklave’ lässt sich in einer etwas anderen Form erst im 17. Jahrhundert belegen, und dann auch in einer plattdeutschen Sprache, die die mittelalterlichen Friesen nie gesprochen haben.

Die vielen lizenzfreien und selbstgemachten Bilder wurden wahrscheinlich mit der Absicht verwendet, dem Buch eine gewisse historische Legitimität zu verleihen. Und obwohl man durchaus versteht worauf Wilkens hinaus möchte, fragt man sich ob das mit der Kombination von Fakten und Halbfakten erreicht wird. Diese Kombination hätte Wilkens gut vermeiden können, wenn sie die Studien einiger renommierter Wissenschaftler wie Heinrich Schmidt oder Nelleke IJssenagger berücksichtigt hätte. Wenn man die historische Seite des Groschenromans vor allem als Denkanstoß betrachtet, ist das Debüt auf jeden Fall empfehlenswert. Die verschiedenen Abschnitte der Liebeserzählung und der historischen Erzählung fallen wie ein gutes Puzzle zusammen und die konsistente Erzählperspektive ermöglicht ein schnelles Lesen. Das Buch wurde im Selbstverlag veröffentlicht und es ist bei der Autorin Elke Wilkens (E-Mail: freya.11[AT-ZEICHEN]gmx.de) für €15,90 erhältlich.